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Kartenspiel Ruschwartz
Name, Geschichte und Verbreitung
Die Herkunft des Namens „Ruschwartz“ ist unbekannt. Es handelt sich um ein altes Kartenspiel für vier Personen, das in Unter-Metzenseifen/Medzev, Ober-Metzenseifen/Vyšný Medzev, Stoß/Stósz und Orten der Unterzips mit karpatendeutscher Bevölkerung bekannt ist. Das Karpatenblatt wird im April 2025 in einem Artikel über das Gesellschaftspiel und dessen Wiederbelebung als ein Beispiel für das erfolgreiche Bemühen der Karpatendeutschen um den Erhalt ihres kulturellen Erbes berichten.
Art des Spiels
Es handelt sich um eine sogenanntes Stichspiel, bei dem der Sieger über die Anzahl erhaltener Stiche bestimmt wird. Der Wert der Karten (Augenzahl) wird nicht berücksichtigt.
Spielkarten und deren Rangfolge
Gespielt wird mit den 32 aus dem deutschen Skatspiel bekannten Einzelkarten. Die Farben sind Rot, Schellen, Grün und Eichel. Das ist auch die Rangfolge bei gleichwertigen Karten.
Die 8 Spielkarten der Farbe Schellen in ihrer Rangfolge von links: 9, Daus (Ass), König, Ober, Unter, 10, 8 und 7. Diese Rangfolge gilt auch für die Farben Grün und Eichel.
Bei der Farbe Rot gilt - anders als bei Schellen, Grün und Eichel - diese Rangfolge der 8 Spielkarten (vom höchsten zum niedrigsten Wert): 8, König, 9, Daus (Ass), Ober, Unter, 10 und 7.
Kartenausgabe
Alle 32 Karten werden an die vier Spieler ausgegeben, jeder erhält 8 Karten. Zu Beginn einer Spielrunde wird bestimmt, wer mit dem Kartenausgeben beginnt. Dazu zieht jeder aus dem Kartenspiel eine Karte. Wer die höchste Karte gezogen hat, mischt die Karten und legt den Stapel auf den Tisch. Sein rechter Nachbar entscheidet, wie die Karten ausgegeben werden. Schlägt er mit der Hand auf den Kartenstapel, erlaubt er, dass der Ausgeber jedem gleich 8 Karten auf einmal zuteilen kann. Hebt er den Stapel aber noch einmal ab, dann muss der Kartengeber jedem Spieler rundum viermal je zwei Karten geben.
Spielregeln
Es spielen vier Personen, von denen je zwei eine Mannschaft bilden. Die Spieler einer Mannschaft sich jeweils gegenüber sitzen.
Das Bild zeigt die Sitzordnung für vier Spieler, von denen die Spieler A und B sowie C und D je ein Team bilden.
Spielprotokoll
Die Spielrunde gewinnt das Team, das zuerst 8 Siege erreicht. Für das Protokollieren der Ergebnisse der Spiele wird ein spezielles Formular verwendet. Die Namen der Spieler beider Teams, d.h. AB und CD, werden in das Schema in der im Bild gezeigten Weise eingetragen. Bei dem Sieg eines Teams wird einer der dem Team zugeordneten Balken auf seiner Seite und bei ihm beginnend markiert (hier grün). Hat ein Team alle seine 8 Balken markiert, ist es Sieger dieser Spielrunde. Gewinnt ein Team alle 8 Stiche eines Spiels, kann es zwei Balken markieren. Theoretisch ist daher das Ende einer Spielrunde bereits nach vier Spielen möglich. Es sind aber auch Spiele denkbar, in denen jedes Team vier Stiche erreicht und das Spiel damit unentschieden ausgeht. In diesem Fall gibt es keinen Eintrag.
Formular mit den Namen der Spieler (rechts: Team AB hat aktuell drei, Team CD ein Spiel gewonnen)
Ablauf bei einem Turnier am Beispiel der Turniere in Ober-Metzenseifen
Bei kleiner Beteiligung spielt jede Mannschaft gegen jede. Bei einer größeren Zahl von Mannschaften ist das zeitlich nicht mehr ausführbar. So wäre schon bei 8 Teams die Zahl der Spielrunden gleich 28. Gelöst wird das bei 8 Teams durch deren Einteilen in zwei Gruppen. In jeder Gruppe spielte jeder gegen jeden. Die Sieger beider Gruppen, d.h. die zwei Paare mit den meisten Punkten, kommen weiter. Im Halbfinale spielt dann der Erste der ersten Gruppe gegen den Zweiten der zweiten Gruppe, und der Zweite der ersten Gruppe gegen den Ersten der zweiten Gruppe. Die Gewinner dieser Spiele spielten im Finale um den 1. und 2. Platz, die Verlierer spielten um den 3. und 4. Platz. Im Beispiel mit 8 Teams bedeutet das je 6 Spielrunden für jede Gruppe. Dann folgen mit dem Halbfinale zwei weitere parallel laufende Spielrunden und danach ebenfalls zeitlich paralle der Kampf um Platz 3 und das Finale.
Wir bedanken uns bei Andráš Gedeon, Kristián Göbl, Heinz Schleusener und Walter Schürger für die Bereitstellung der Informationen und der Spielanleitung.